Onkel Hermanns Landwirtschaft umfasst neben den Kürbissen, die bereits in der Rösterei näher beschrieben wurden, einige weitere Feldfrüchte. Neben Weizen, Roggen, Soja & Futtererbsen (Saatgutproduktion) werden ZUCKERRÜBE & ERDÄPFEL angebaut – die beiden letzteren stellen wir euch hier vor.
DER Erdäpfel
Die g’schmackige Knolle hat so einiges zu bieten – nicht nur, dass man sie in äußerst vielen Varianten zubereiten kann, sie ist auch sehr gesund und kann sogar beim abnehmen helfen. Denn dass Erdäpfel Dickmacher seien, das ist nur ein hartnäckiges Gerücht.
BODENBEARBEITUNG & DÜNGUNG | DAS LEGEN | DAS LEIDIGE THEMA – UNKRAUT | ENDLICH – DAS WARTEN HAT EIN ENDE | KRANKHEITEN & SCHÄDLINGE | PHYTHOPHTORA – KARTOFFELFÄULE | DER ERDÄPFELKÄFER ODER AUCH „DER VIELFRASS“ | DIE ERNTE
Bodenbearbeitung & Düngung
Die Arbeit am Feld beginnt nicht mit der „Aussaat“, oder in diesem Fall dem Legen der Erdäpfel, nein, die Vorbereitung beginnt bereits, wenn die Vorfrucht geerntet wurde.
Im Spätherbst wird eine tiefe Bodenbearbeitung (ca. 25cm) vorgenommen – die Erde wird gleichmäßig gelockert und somit für das Erdäpfel legen perfekt vorbereitet.
Zur Bodenvorbereitung gehört nicht nur die mechanische Bearbeitung, sondern auch das Düngen. Hierbei geht es nicht nur um das Wachstum der Pflanze, sondern auch um die Kartoffelqualität an sich. Beispielsweise sollen die Erdäpfel beim Kochen nicht schwarz werden, sie sollten widerstandsfähig sein, mechanischer Beschädigung standhalten und die Pflanze sollte auch Trockenphasen gut überstehen.
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, den Erdäpfeln etwas Gutes zu tun. Beispielsweise kann Kartoffelfruchtwasser eingesetzt werden, das ist eigentlich ein Abfallprodukt der Stärkeherstellung. Oder Zuckermelasse – wie bei der Stärkeherstellung (Stärkeerdäpfel) wird auch bei der Zuckerherstellung (Zuckerrübe) der Frucht Wasser entzogen, und dieses Wasser ist ein perfekter Dünger und enthält Kali – perfekt für den Erdäpfel. Der Dünger kann aber auch fertig hergestellt gestreut werden.
Zwei weitere wichtige Bestandteile im Erdäpfelanbau kommen ebenfalls zum Einsatz: Phosphor & Stickstoff – das „All Inclusive“ Paket für die Erdäpfelpflanzen. Phosphor ist für das Wurzelwachstum und die Wurzelstärkung, aber vor allem für den Knollenansatz verantwortlich – also dafür, dass genug Erdäpfelknollen angesetzt werden. Stickstoff ist für den Wachstum der Pflanze ausschlaggebend.
Das Legen
Wenn die Bodentemperatur über einen längeren Zeitraum in 10cm Tiefe ca. 8°C hat, dann ist es Zeit fürs Erdäpfel legen. Im Normalfall ist das Mitte bis spätestens Ende April – aber was ist schon normal, natürlich ist auch das Legen – wie alles andere in der Landwirtschaft – stark vom Wetter abhängig.
Das ist übrigens eines der wenigen Dinge, die der Onkel Hermann nicht selbst macht. Ein Berufskollege hilft hier mit seiner Arbeitskraft & auch seiner Maschine aus. Wie auch schon der Name „All in One“ vermuten lässt, erfassen der Traktor & der Leger drei Arbeitsschritte in einem: Fräsen – Erdäpfel legen – Dämme bauen.
Das leidige Thema – Unkraut
Wenn das Wetter passt, und die Erdäpfelpflanze schnell wächst, dann hat man einen entscheidenden Vorteil: Sobald die Erdäpfelpflanze große Blätter hat, beschattet sie den Boden, und das Unkraut wächst nicht mehr. Wenns jedoch, wie in unserem Bild oben, schneller ist als die Erdäpfelpflanzen selbst, muss man es im Vorfeld bekämpfen. Denn wenn das Unkraut erst einmal überhand genommen hat, kann es sein, dass man jahrelang mit Unmengen an Unkraut zu kämpfen hat.
ENDLICH – DAS WARTEN HAT EIN ENDE
Es ist jedes Jahr wieder schön zu sehen, wenn die kleinen Pflanzerl sich an die Erdoberfläche durchkämpfen.
Krankheiten & Schädlinge
Auch die Bekämpfung dieser ungewollten Zeitgenossen muss erwähnt werden. In Österreich gibt es sehr strenge Kontrollen, was den Pflanzenschutz betrifft – alle eingesetzten Mittel werden durch Forschung und Entwicklung stätig verbessert und angepasst – so können Schädlinge oder auch Krankheiten im Ursprung bekämpft werden. Durch die verschiedensten Medien ist der Pflanzenschutz leider sehr negativ behaftet. Das ist schade, denn durch die richtige Anwendung hat man bei der Ernte gesunde Früchte, die dem Endkunden gefallen und auch schmecken. Bei importierter Ware weiß man nicht, welche Mittel eingesetzt wurden und vor allem nicht in welcher Menge – außerdem werden teilweise Mittel eingesetzt, die in Österreich längt verboten wurden. Da ist man besser beraten wenn man sich auf Österreichs Bauern verlässt.
Phythophtora – KARTOFFELFÄULE
Um die Ursprünge der Bekämpfung der Kartoffelfäule näher zu beleuchten, muss ein Blick in die Vergangenheit geworfen werden. Zwischen 1845 und 1849 ging in Irland die „Große Hungersnot“ in die Geschichte ein. Das damalige Hauptnahrungsmittel – Erdäpfel – wurden durch die neuartige Kartoffelfäule vernichtet. Eine Million Menschen starben, und zwei Millionen wanderten aus. Ein nicht unwesentlicher Grund damals war, dass es keine Fruchtfolge gab, sondern jedes Jahr auf denselben Feldern Erdäpfel angebaut wurden. Hier hatte der Pilz leichtes Spiel, weil er sich ungehindert vermehren konnte.
Heute haben wir das Wissen und die Möglichkeiten, unsere Feldfrüchte vor solchen Krankheiten zu schützen und die Pflanzen beim gesunden Heranwachsen zu unterstützen.
Der Erdäpfelkäfer oder auch „Der Vielfraß“
Wenn der Erdäpfelkäfer einmal loslegt, dann gibt es keine Rücksicht auf Verluste – da werden dann schon einmal ein paar ha einfach so zum Frühstück verputzt. Hier ist ständiges Monitoring und tägliche Kontrolle unerlässlich. Bei dieser Art der Schädlingsbekämpfung werden nicht die Käfer selbst, sondern bereits die Larven bekämpft. Würde man die Larven einfach fressen lassen, wären die Felder zur Erntezeit leer, Erdäpfel bräuchte man dann keine suchen…
Die Ernte
Bei Beginnen der Abreife folgt kurz darauf die Ernte – Anfang bis Ende September ist normalerweise die Ernte – besser noch, Anfang bis Mitte September, den Mitte des Monats fühlt sich der Drahtwurm eingeladen, die gschmackigen Erdäpfel zu vernaschen.
Die Erdäpfelernte ist jedes Jahr ein kleines Familienevent, denn da werden alle helfenden Hände benötigt. Nicht nur die Familie, auch liebe Freunde helfen gerne aus, wenn mal Not am Mann oder an der Frau ist.
Onkel Hermann fährt mit dem Traktor, ein paar stehen auf der Erntemaschine und klauben am Band alles aus, was nicht in die Erdäpfelkiste mit hineingehört – da wären zum Beispiel Erdäpfel, die beschädigt, abgeschnitten, faulig, angefressen oder mit grünen Stellen versehen sind, die Mama Erdäpfel, Erdbrocken, Zweige oder Pflanzenteile und was halt sonst so alles nicht in die Kiste gehört.
Und dann müssen die Erdäpfel, wenn sie auf den Hängern in die Kisten abgebunkert wurden, gleich ins Lager oder zum Händler gebraucht werden – unser Opa Hermann hilft hier immer tatkräftig mit.
Und dann natürlich das Allerwichtigste an so einem langen Arbeitstag: Die Verpflegung – Frühstück, Mittagessen, Kaffeepause & Jause, das gibt’s alles frisch gekocht geliefert – wenn unsere Oma Heidi nicht selbst auf der Erdäpfelmaschine steht, dann ist sie meistens für die Verköstigung zuständig! Und eines können wir euch garantieren: Schmecken tut’s immer suuuper!! Da werden dann kurzerhand am Feldrand Tisch und Sessel ausgepackt, und einer Pause steht nichts mehr im Weg.
Auch, wenn die Erntezeit eine wirklich stressige Zeit ist, macht es wahnsinnig viel Spaß, draußen in der Natur zu arbeiten und sich die Hände auch einmal schmutzig zu machen. Für den Onkel Hermann ist das ja täglich Brot, aber für manch andere unter uns, die oft den ganzen Tag im Büro vorm Bildschirm hocken, ist das wirklich eine willkommene Abwechslung. Da weiß man dann wenigstens, woher abends das Kreuzweh kommt…
Die Zuckerrübe
EIN KURZER BLICK IN DIE VERGANGENHEIT | BODENBEARBEITUNG & AUSSAAT | GESCHAFFT – DIE ERSTEN KÄMPFEN SICH DURCH | DER FROST | DIE RÜBENBEIZE – DER SCHLECHTE RUF EILT VORAUS | DIE SCHÖNSTE ZEIT IM JAHR – DER HERBST
Ein kurzer Blick in die Vergangenheit
Der systematische Anbau und die industrielle Verarbeitung von Zuckerrüben begannen Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Bau von Zuckerfabriken.
Von 1844 bis 1938 wurden in Österreich acht Zuckerfabriken gebaut – heute sind nur noch zwei davon bestehend.
Zucker ist ein wertvolles Gut, unsere österreichischen Rübenbauern sorgen dafür, dass die Eigenversorgung mit heimischem Zucker sichergestellt ist – und das soll auch in Zukunft so bleiben.
Bodenbearbeitung & Aussaat
Im Herbst wird der Boden tief bearbeitet und bereits für die Aussaat vorbereitet. Regen und Schnee im Winter sind perfekt für die Böden, denn ein Teil der Feuchtigkeit kann ins Frühjahr hinaus gespeichert werden. Das Rübensaatgut wird ca. 3cm tief in die feuchte Erde gesät – in den letzten Jahren war das Frühjahr oft sehr trocken, großteils ohne nennenswerte Niederschläge – in der feuchten Erde keimt die Saat auch ohne Regen.
Richtwert für den richtigen Zeitpunkt der Aussaat ist die Karwoche – aber auch bei der Zuckerrübe gilt – alle Arbeiten sind vom Wetter abhängig.
Geschafft – die ersten kämpfen sich durch
Wenn die Wettereinflüsse passen, kann man bereits ein paar Tage später die ersten Pflänzchen beim Kampf, ans Tageslicht zu kommen, beobachten. Das kühle und feuchte Wetter hat den Rübenrüsselkäfer sehr stark daran gehindert, die Flächen abzufressen. Das Ergebnis: schöne gesunde Rübenpflänzchen.
Der Frost
Auch bei der Zuckerrübe ist der Frost ein gefürchteter Zeitgenosse. Wenn es trocken ist, kann das Pflänzchen schon was aushalten – wenn es jedoch feucht ist, und der nasse Boden gefriert und dieser sich hebt oder verschiebt – schnürt er die Pflanze zu oder bricht sie ab. Dann muss neu ausgesät werden, wie auf den folgenden Bildern.
Rübenbeize – der schlechte Ruf eilt voraus
Im Rübenanbau gibt es einige Schädlinge, die teilweise so überhandnehmen können, dass ganze Felder ohne eine einzige Rübe da stehen…ein trauriger Anblick für jeden Landwirt – und in weiterer Folge auch für den Konsumenten.
Blattlaus, Erdfloh oder Rübenrüsselkäfer – um nur einige Schädlinge zu nennen, die enormen Schaden anrichten können.
Durch eine Saatgutbehandlung – auch Rübenbeize genannt – ist ein wirtschaftlich sinnvoller Zuckerrübenanbau in Österreich möglich. Dies ist die einzige Möglichkeit, die Zuckerproduktion und den Anbau der Zuckerrübe in Österreich zu erhalten. Was wäre denn die Alternative?
Die Alternative wäre Zucker aus dem Ausland zu importieren, dieser wird tausende Kilometer mit dem Schiff oder dem Flugzeug transportiert, für den Anbau von Zuckerrohr werden tagtäglich große Flächen des Regenwaldes abgeholzt. Und wenn wir einen Blick auf unsere Nachbarn richten, auch in Deutschland und Frankreich (die beiden größten Zuckerrübenproduktionsländer) gab es im Jahr 2021 Notfallzulassungen für die Beize – denn auch hier wurde erkannt, ohne den richtig dosierten Einsatz dieses Mittels gibt es keinen zielführenden Zuckerrübenanbau.
Noch kurz erwähnt: Insektizid in einer Beize ist die umweltschonendste Insektizid Anwendung überhaupt. Bei einer Wirkung von 1cm rund um die Beize sind bei 100.000 Körnern pro Hektar 31,4m² kontaminiert. Die restlichen 9.968,6m² sind Insektizid frei. Ohne Beize müssten unzählige flächige Insektizid Behandlungen durchgeführt werden, um den nötigen Schutz der Rübe zu gewährleisten.
Bei einem durchgeführten Bienenmonitoring in Österreich konnte der Beweis angetreten werden, dass es bei der Anwendung der Beize keine Nachweise von Rückständen in Pollen oder Honig gibt.
Wir wollen hiermit aufzeigen, dass mit dem Einsatz der richtigen Hilfsmittel gesunde Lebensmittel erzeugt werden können. Wie schon erwähnt, Zucker aus dem Ausland zu importieren, wo Arbeiter am Feld ohne Schutzkleidung mit giftigen Substanzen arbeiten müssen, die in Österreich schon seit Jahrzehnten verboten sind, stellen zumindest für uns keine Alternative dar.
Die schönste Zeit im Jahr – der Herbst
Über den Sommer hin sind die Rüben ordentlich gewachsen – nun ist es zeit für die Ernte. Ende Oktober, Ende November, oder sogar erst im Dezember – je später desto besser – denn die Rübe lagert auch im Herbst noch Zucker ein. Das jedoch bis in den Dezember alle Rübenflächen gerodet werden können, muss natürlich zeitgerecht begonnen werden.
Die Rüben werden in Hänger abgebunkert und zum Rübenplatz gebracht. Es kann aber auch eine Bodenablage gemacht werden, hier werden die Rüben am Feld auf einem Haufen bis zur Abholung gelagert.
Dies ist eine sehr stressige Zeit für unseren Onkel Hermann – wenige Stunden Schlaf, den ganzen Tag mit voller Konzentration eine riesen Maschine lenken, die Abfolge der Felder koordinieren, unvorhergesehene Reparaturen, Reinigung und Wartung der Maschine…umso schöner ist es dann, wenn der Stress vorbei ist und die besinnliche Zeit im Dezember beginnt.